Wie entsteht ein Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD? - Von der Wertschöpfungskette bis zur Wesentlichkeitsmatrix

Nachhaltigkeit beginnt mit Dialog: Gestalten Sie unseren Nachhaltigkeitsbericht aktiv mit. Nehmen Sie anonym an unserer Umfrage teil und helfen Sie uns, die wichtigsten Themen zu priorisieren.

Vom Regelwerk zur gelebten Nachhaltigkeit: So gestalten Unternehmen ihre Berichterstattung

Beitrag von Julia Haupt und Kristin Meyer-Bröcker —

Viele Unternehmen stehen vor derselben Herausforderung: Wie lässt sich Nachhaltigkeit nicht nur leben, sondern auch transparent und nachvollziehbar berichten? Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gibt dafür den Rahmen vor. Doch die eigentliche Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts ist weit mehr als das Abarbeiten von Vorgaben – sie ist ein Prozess, der von der Analyse der Wertschöpfungskette über den Dialog mit Stakeholdern bis hin zur Entwicklung einer Wesentlichkeitsmatrix führt.

Analyse der Wertschöpfungskette

Jeder Nachhaltigkeitsbericht beginnt mit einer genauen Betrachtung der Wertschöpfungskette. Dazu zählen:

  • Vorgelagerte Wertschöpfungskette: Lieferanten, Rohstoffgewinnung, Transportwege
  • Eigenes Unternehmen: Produktion, Energieverbrauch, Arbeitsbedingungen
  • Nachgelagerte Wertschöpfungskette: Nutzung der Produkte, Entsorgung, Recycling

Die Wertschöpfungskette macht deutlich, wo ökologische und soziale Auswirkungen entstehen und an welchen Stellen das Unternehmen Verantwortung trägt. Ohne diesen Überblick wäre eine fundierte Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht möglich.

Bearbeitung einer Long-List

Auf Grundlage dieser Analyse erstellt das Unternehmen eine Long-List potenziell relevanter Nachhaltigkeitsthemen. Diese Liste umfasst 37 Punkte zu den folgenden Themen:

  • Klimaschutz und Energieeffizienz
  • Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft
  • Menschenrechte und Arbeitsbedingungen in der Lieferkette
  • Diversität, Gleichstellung und Weiterbildung
  • Unternehmensethik, Integrität und Compliance

Die Long-List dient als Arbeitsbasis für die weiteren Schritte.

Einbindung der Stakeholder

Ein zentraler Bestandteil der CSRD ist der Dialog mit Stakeholdern. Unternehmen müssen nachvollziehbar darlegen, welche Anspruchsgruppen in den Prozess eingebunden wurden und wie deren Sichtweisen berücksichtigt werden.

Typische Stakeholder sind:

  • Mitarbeiter und Betriebsräte
  • Kunden und Geschäftspartner
  • Lieferanten/Dienstleister
  • Investoren und Banken
  • Politik, NGOs und die Gesellschaft

Über Befragungen, Interviews oder Workshops geben die Stakeholder an, welche Themen sie für besonders wichtig halten. So wird sichtbar, welche Nachhaltigkeitsthemen den größten Einfluss auf die Stakeholder haben. Das ist ein entscheidender Faktor für die spätere Gewichtung.

Gewichtung der wesentlichen Themen

Im nächsten Schritt wird die Long-List verdichtet. Ziel ist es, mit Hilfe einer Gewichtung eine Short-List zu gewinnen, welche die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen für das Unternehmen enthält. Um die Bedeutung der einzelnen Themen transparent und nachvollziehbar zu bewerten, gibt es verschiedene Modelle:

  • Additionsmodell
  • Multiplikationsmodell
  • Maximalmodell
  • Gewichtetes Modell
  • Scoring-/Ranking-Modell

In die Bewertung fließen nicht nur Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit auf die Umwelt ein, sondern auch die Auswirkungen auf den Geschäftserfolg sowie mögliche Chancen und Risiken durch die Nachhaltigkeitsauswirkungen für das Unternehmen.

Priorisierung zur Short-List

Aus der Gewichtung der Themen entsteht die Short-List. Sie enthält genau jene Aspekte, die in die Wesentlichkeitsmatrix aufgenommen werden müssen. Sie bildet die Brücke zwischen der Analyse der Themen und der finalen Wesentlichkeitsmatrix.

Erstellung der Wesentlichkeitsmatrix

Die gewichteten Themen aus der Short-List fließen in die Wesentlichkeitsmatrix ein – das Herzstück jedes Nachhaltigkeitsberichts. Anders als bei älteren Standards, die Stakeholder und Unternehmen gegenüberstellten, basiert die CSRD-Logik auf der doppelten Wesentlichkeit.

  • X-Achse: „Finanzielle Wesentlichkeit (Outside-In)“ – also wie stark Nachhaltigkeitsthemen das Unternehmen betreffen.
  • Y-Achse: „Impact-Wesentlichkeit (Inside-Out)“ – also welche Auswirkungen das Unternehmen selbst auf Umwelt, Gesellschaft und Menschenrechte hat.
  • Größe der Punkte: zeigt, wie wichtig das jeweilige Thema für die Stakeholdern ist.

So entsteht ein differenziertes Bild: Die Position in der Matrix zeigt die objektive Wesentlichkeit nach CSRD, während die Punktgröße verdeutlicht, welche Themen im Stakeholderdialog besonders betont wurden. Themen, die im oberen rechten Quadranten liegen und zusätzlich große Punkte aufweisen, sind daher eindeutig prioritär und müssen im Bericht ausführlich behandelt werden.

Ein Nachhaltigkeitsbericht nach CSRD ist weit mehr als das Sammeln von Kennzahlen. Er ist ein strukturierter Prozess, der Unternehmen hilft, ihre ökologischen und sozialen Wirkungen zu verstehen, Chancen und Risiken zu steuern und den Dialog mit Stakeholdern zu fördern. Von der Wertschöpfungskette über die Stakeholderbefragung bis hin zur Wesentlichkeitsmatrix zeigt sich: Nachhaltigkeitsberichterstattung ist ein strategisches Steuerungsinstrument. Wer den Prozess ernst nimmt, erfüllt nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern stärkt zugleich das Vertrauen von Kunden, Investoren und Mitarbeitenden.

Wir bei SKNvonGEYSO arbeiten derzeit an unserem Nachhaltigkeitsbericht. Nun sind wir an dem Punkt, an dem die Perspektiven unserer Stakeholder besonders wichtig sind, und möchten Sie herzlich einladen, an unserer Umfrage teilzunehmen. Die Umfrage erfolgt vollständig anonym:
https://forms.office.com/e/jybuKLPtmQ

Julia Haupt

ESG-Auditor*in, Revisionsassistent*in

Kristin Meyer-Bröcker

ESG-Auditorin

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