Von CSR zu ESG: Die Entwicklung der Nachhaltigkeits- berichterstattung

Die Entwicklung von CSR zu ESG macht Nachhaltigkeit messbar, verpflichtend und strategisch relevant. Unternehmen profitieren von Transparenz, Innovationschancen und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit

Vom freiwilligen Engagement zur regulatorischen Pflicht: Der Wandel der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Beitrag von Julia Haupt —

Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein freiwilliges Engagement – sie ist heute ein zentrale Bestandteil strategischer Unternehmensführung. Während Unternehmen früher vor allem durch wohltätige Projekte und freiwillige Initiativen im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) ihre gesellschaftliche Verantwortung demonstrierten, stehen sie heute unter wachsendem regulatorischen und gesellschaftlichen Druck, ihre ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen (ESG) Leistungen systematisch und transparent offenzulegen. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Erkenntnis wider, dass unternehmerischer Erfolg langfristig nur möglich ist, wenn ökologische und soziale Belange integraler Bestandteil der Geschäftstätigkeit sind.

CSR beschreibt das freiwillige Engagement von Unternehmen über gesetzliche Anforderungen hinaus. Unternehmen engagierten sich für gesellschaftliche Belange wie Umweltschutz, faire Arbeitsbedingungen, Bildung oder gemeinnützige Projekte. CSR-Aktivitäten waren häufig lokal begrenzt, individuell gestaltet und selten systematisch messbar. Oft wurden sie in separaten CSR-Berichten oder im Rahmen von Imagekampagnen kommuniziert, wobei der Fokus mehr auf positiven Geschichten als auf objektiven Kennzahlen lag. Die Berichterstattung war uneinheitlich, nicht standardisiert und nicht verpflichtend.

Mit zunehmendem gesellschaftlichen Druck, der Klimakrise und wachsendem Investoreninteresse an nachhaltigen Unternehmen verschob sich der Fokus von CSR auf ESG. ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) – drei Bereiche, die nun systematisch bewertet und berichtet werden müssen. ESG macht Nachhaltigkeit quantifizierbar und objektiv überprüfbar. Unternehmen müssen Risiken, Chancen und Auswirkungen in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und Governance umfassend identifizieren, dokumentieren und offenlegen. Diese Informationen fließen zunehmend in Investitionsentscheidungen ein und sind ein wichtiges Kriterium für die Bewertung der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.

Mehrere Faktoren haben den Wandel von CSR zu ESG getrieben:

  • Zunehmende Klimakrise: Unternehmen tragen eine Mitverantwortung an der Erreichung globaler Klimaziele.
  • Gesellschaftlicher Wandel: Verbraucher und Mitarbeiter verlangen ethisches Verhalten und soziale Verantwortung.
  • Regulierung: Gesetzgeber weltweit, allen voran die Europäische Union, verschärfen die Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit.
  • Investoreninteresse: Kapitalgeber integrieren ESG-Kriterien zunehmend in ihre Risikoanalysen und Anlageentscheidungen.

Dieser Paradigmenwechsel stellt klar: Nachhaltigkeit ist keine freiwillige Wohltätigkeit mehr, sondern wird als zentraler Wirtschaftsfaktor betrachtet.

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat sich grundlegend verändert. Während CSR-Berichte oft lediglich Erfolge und Projekte präsentierten, fordert die ESG-Berichterstattung eine umfassende, faktenbasierte Offenlegung. Unternehmen müssen heute:

  • ihre wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen identifizieren,
  • konkrete Ziele setzen und deren Fortschritt regelmäßig messen,
  • Nachhaltigkeitsinformationen in den Lagebericht integrieren,
  • die Berichterstattung extern prüfen lassen.

In der EU bilden die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) die verbindliche Grundlage. Die CSRD verpflichtet ab 2024 eine deutlich größere Zahl an Unternehmen zur Berichterstattung und verlangt detaillierte Angaben zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen. Die ESRS spezifizieren die genauen Inhalte und Strukturvorgaben, um die Berichte vergleichbar und standardisiert zu machen. Unternehmen müssen beispielsweise über Klimaauswirkungen, Menschenrechte in der Lieferkette, Diversitätsstrategien und Governance-Strukturen berichten.

Die Umstellung auf ESG-Berichterstattung bringt erhebliche Herausforderungen mit sich:

  • Datenmanagement: Unternehmen müssen belastbare Daten systematisch erfassen und auswerten.
  • Komplexität: Die Vielzahl der Berichtsanforderungen erfordert eine enge Verzahnung von Nachhaltigkeits-, Finanz- und Risikomanagementprozessen.
  • Kultureller Wandel: Nachhaltigkeit muss in der gesamten Unternehmenskultur verankert werden.
  • Greenwashing vermeiden: Glaubwürdigkeit ist entscheidend, um das Vertrauen der Stakeholder nicht zu verlieren.

Die Entwicklung von CSR zu ESG markiert einen fundamentalen Wandel in der Art, wie Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung verstehen und umsetzen. ESG ist nicht nur eine regulatorische Anforderung, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Unternehmen, die ESG konsequent in ihre Geschäftsmodelle integrieren und transparent berichten, profitieren von einem besseren Zugang zu Kapital, einer stärkeren Wettbewerbsposition und einer höheren Resilienz gegenüber zukünftigen Risiken.

Nachhaltigkeitsberichterstattung wird damit nicht nur zum Instrument der Rechenschaft, sondern auch zu einem Motor für Innovation, Effizienz und langfristigen Unternehmenserfolg.

Julia Haupt

ESG-Auditor*in, Revisionsassistent*in

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